Der letzte Spieltag stand an und so wollten die Schwarz-rot-grünen noch mal was reißen – schlicht weil es das letzte Spiel vor der für Tennisspieler unerträglichen Jahreshälfte war, weil rechnerisch auch noch die Meisterschaft möglich war und weil man sich die anschließende Saisonabschlussfeier selbst versüßen wollte. An diesen Zielen mochte natürlich der halbe Verein mitarbeiten und so schickten Anne und Christoph sage und schreibe 11 Spielerinnen und Spieler auf die Courts und dies in folgender Aufstellung: Einzel: Moritz, Lars, Christoph – Jasmin, Anne, Julia. Doppel: Anne/Tim, Katrin/Ugurcan, Caro/Simon. Wenn man ohne Qualitätsverlust für die Doppel einfach 5 Neue “einwechseln” kann, spricht das für die Tiefe des Kaders und natürlich für den Spirit im One-Team.

Nun aber zu den Matches, denn darum geht es ja schließlich und es sollte ja nicht nur ein Sieg werden, sondern wenn möglich auch ein hoher – wollte man Sandhausen doch im Fernduell nochmal unter Druck setzen:

An 1 ging man auf Nummer sicher und stellte die etatmäßige Nr. 1 Moritz auf den Centercourt. Das erwies sich auch schnell als kluge Entscheidung, denn auch der Gegner hatte vorne einiges zu bieten. Dennoch ließ Moritz, wie fast immer, nichts anbrennen und gewann letztlich souverän.

Auf 2 spielte Lars gegen einen Gegner, dessen körperliche Gewalt mindestens so beeindruckend war, wie sein Leichtsinn. Und so spielte Lars ganz abgebrüht das gute alte Rein-Raus-Spiel mit ihm: Lars spielt ihn sicher rein, der Gegner drischt ihn zuverlässig raus. Klare Sache für Lars, zweiter Punkt für den HTV.

Auf 3 trat der Präsident höchstpersönlich an, hatte jedoch erneut Setzpech und bekam es mit einem ebenso jungen wie guten Widersacher zu tun. Schade für Christoph, der sich zwar lange tapfer wehrte, letztlich aber verdient verlor. Aber so wenig, wie Uli Hoeneß’ Lebenswerk am Nachthimmel von Belgrad festgemacht werden wird, so wenig wird das Wirken von Christoph dem Tatkräftigen, dritter auf dem Stuhle Hamers und Nachfolger von Julia der Weisen, letztlich an einem Match an 3 in der Mixed-Runde bewertet werden, sondern am Blühen und Gedeihen seiner Abteilung und dem Wohlbefinden seiner untertänigen Mitglieder. Obwohl sein erstes Jahr in Amt und Würden sicher ein verrücktes war, so sieht es schon jetzt danach aus, als würde die Ära Beyreiß eine goldene werden.

Auf 4 (und damit Damen 1) sollte ebenfalls unsere Beste den Punkt sichern. Jasmin, nach wie vor die einzige einstellige LK in der Geschichte des HTV, konnte dieses Päckchen mühelos schultern und gewann gegen eine starke Gegnerin sicher.

Auf 5 schickte der HTV die Nr. 2 des Damenteams ins Rennen und die zahlreichen Zuschauer bekamen auf dem Centercourt eines der besten Tennisspiele der Vereinsgeschichte zu sehen. Zwei Spielerinnen, Grundlinientennis, gewaltige Rückhände und noch gewaltigere Vorhände, lange Ralleys, alles volle Möhre gespielt und ein Match das ständig hin- und herwogte. Sogar auf dem Radweg oberhalb des Platzes blieben die Samstagsradler stehen und klatschen begeistert Beifall. Anne konnte den 1. Satz 6:4. für sich entscheiden, geriet aber zu Beginn des 2. etwas ins Hintertreffen. Beim kurzen Gang zum Kühlschrank traf sie auf Lars und der alte Fuchs fand wohl die richtigen Worte: Mehr Beinarbeit nach dem eigenen Aufschlag, um die wuchtigen Returns der Gegnerin früher nehmen zu können, mehr Aggressivität gegen den 2. Aufschlag und die einzige Schwäche der Gegnerin. Gehört, getan: Anne berappelte sich bei 1:4 gegen sich und dreht das Ding komplett auf 6:4 um. Wahnsinn!

Auf 6 trat die oben bereits erwähnte Präsidentin a.D. Julia an und es wurde – mal wieder – episch: Ralleys in Spielfilmlänge, fast jedes Spiel über Einstand und das alles drei Stunden lang bei spätsommerlichen 31 Grad. Wie enden solche Matches? Natürlich im Champions-Tiebreak! Am Ende fehlten Julia geschätzte zwei Minuten, um die taumelnde Gegnerin mit Krämpfen und Blasen zur innerlichen Aufgabe zu zwingen. So verlor Julia zwar das Match, aber die Art und Weise sollte für den Verlauf des Spieltages noch wichtig werden – schließlich waren die HTVler zu elft, die Eppinger nur zu sechst angereist …

So stand es nach den Einzeln also 4:2 für den HTV und das allsamstägliche austüfteln der Doppelaufstellung begann. Eins gewinnen reicht, aber vielleicht braucht man mehr, um Sandhausen nochmal nahe zu kommen – wer kann gut mit wem spielen und was ist nach Setzregeln überhaupt möglich. Letztlich entscheid sich das Team einvernehmlich für die oben bereits genannte Aufstellung.

Anne und Tim ließen das 1er-Mixed zunächst wie einen Faschingsumzug wirken, spielte Anne doch in einem Outfit, das an Arantxa Sánchez Vicario als Teilnehmerin des 12. Volkslaufs des TV Untertürkheim 1984 erinnerte, während Tim Annes Rock trug. Die schiere Klasse des gegnerischen Mixed machte aus der Karnevalsveranstaltung aber schnell eine sportlich hochkarätige Sache und glücklicherweise konnten die beiden Kasper ihr eigenes Aussehen schnell vergessen und sich auf das Match konzentrieren, das letztlich nicht locker, aber doch verdient gewonnen werden konnte.

Im 2er-Mixed sollte es für Katrin und Ugurcan verflucht schwer werden. Stellte der Gegner doch Annes bärenstarke (Tennis) Gegnerin und Lars’ bärenstarken (Muskeln) Gegner auf. Der 1. Satz ging dann auch recht schnell verloren, aber im 2. biss sich unser Mixed nochmal rein. Ugurcan wühlte zwischenzeitlich so tief in der Trick-Shot-Kiste, dass mariuseske Dinge wie behind-the-back-volleys und dergleichen zum Vorschein kamen, während Katrin – die Tennis ansonsten ausschließlich an der Grundlinie, mit der Vorhand und einer Mischung aus Gewalt und noch mehr Gewalt spielt – am Netz zur Volleykrake avancierte und an Daniel Hamers in der Glanzzeit erinnerte. Apropos: Dieser war auch zugegen, spielte zwar kein Tennis, bewies aber erneut, dass er beim Après-Tennis zu den GOATs gehört. Nun aber zurück zum K&U-Mixed: Während die Dämmerung einsetzte, wurde dieses Match also nochmal richtig hochklassig und das an diesem Tag ohnehin verwöhnte Publikum bekam feinstes Mixed-Tennis von beiden Teams geboten. Am Ende reichte es für Katrin und Ugurcan nicht ganz, beeindruckend haben sie aber zweifelsohne gespielt.

Im 3er-Mixed sollte letztlich nichts anbrennen, wenn Caro und Simon sich verbünden und die Gegnerin von Julia drei Stunden zermürbt wurde. So war es auch: Nach kurzer Eingewöhnung spielten die beiden ausgebufften Schlitzohren das Match ebenso humorlos wie souverän nach Hause, sodass es letztlich 6:3 für den HTV stand. Das reichte zwar doch nicht mehr für die Meisterschaft – an dieser Stelle Glückwünsche nach Sandhausen – aber für den verdienten und achtbaren 2. Platz in der Abschlusstabelle und für beste Stimmung beim anstehenden Season-Closing.

Von Nadirs Essen gestärkt, ging es fröhlich mit verschiedenen Schnäpsen – darunter natürlich auch der traditionelle estnische Wodka – weiter und so wurde bis spät in die Nacht gefeiert. Der Bericht endet an dieser Stelle, da der Autor dieses Artikels sich an diesem Tag doch einen Rest Würde bewahren wollte und das Fest weder mit einem englischen, noch einem russischen und schon gar keinem polnischen Abgang, dafür aber unter Buhrufen verließ. Und so bleibt es wie es ohnehin sein sollte: What happens in the Tennisecke, stays in the Tennisecke.

Hier findet Ihr die Abschlussstabelle

und hier ein paar Fotos vom Spieltag – einfach auf eines klicken, dann öffnet sich die Slideshow: