(mt) Das Jahr 2021 endete für die HTV-Basketballer mit einem großen Verlust: Am 17. Dezember verstarb im Alter von 61 Jahren im Viernheimer Hospiz Zvonko Penovic, der als Trainer die Herren 1 von 1999 bis 2016 gecoacht und zum Aufstieg in die Oberliga und zwischenzeitlich sogar zweimal in die Regionalliga geführt hat.
Zvonko stammte ursprünglich aus Split. Im ehemaligen Jugoslawien spielte er u.a. in der Junioren-Nationalmannschaft und von 1977 bis 1983 bei Dalvin Split in der Ersten Liga sowie von 1983 bis 1985 bei Cibona Zagreb in der Zweiten Liga. In dieser Zeit engagierte er sich in beiden Vereinen außerdem als Jugendtrainer; daneben begann er an den Universitäten von Split und Sarajewo sein Studium zum Diplomsportlehrer.
Im Jahr 1987 begleitete er seine Frau Suzanna, genannt Susi, nach Heidenheim, wo diese für den Bundesligisten HSB auf Korbjagd ging; Zvonko selbst spielte in der Herrenmannschaft der Heidenheimer (Regionalliga), wobei er im Folgejahr dort bereits als Spielertrainer fungierte. Zudem trainierte er die Zweite Damenmannschaft (Regionalliga) und die A-Jugend weiblich, mit denen er im Jahr 1990 deutscher Vizemeister wurde.
Nach der großen Zäsur in Zvonkos Leben – dem Freitod seiner geliebten Frau Suzanna im Jahr 1989 – blieb er in Heidenheim und lenkte die Geschicke der Basketballabteilung im SeniorInnen- und Jugendbereich entscheidend mit. Ab 1991 war er dann auch der Trainer der Ersten Damenmannschaft um die beiden Brozio-Schwestern Dagmar und Silvia, mit denen er 1993 den erneuten Aufstieg in die Erste Bundesliga schaffte.
Nach der Saison 1993/1994 verließ er Heidenheim und ging als Coach zunächst für kurze Zeit zum Barmer TV nach Wuppertal, bevor er für eineinhalb Jahre zu DJK München wechselte. In München erhielt Zvonko seine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis und auch die Arbeitserlaubnis für Deutschland.
Zur Beendigung seines in Jugoslawien begonnen Sportstudiums zog er 1996 schließlich nach Heidelberg. Dort übernahm der Inhaber der A-Trainerlizenz dann die Erste Damenmannschaft der KuSG Leimen, in der inzwischen Dagi Brozio aus Heidenheim spielte. Mit den Leimener Damen spielte er in der Ersten Bundesliga und schaffte den Einzug in das Pokal-Final-Four-Turnier.
Im Sommer 1999 gelang den HTV-Basketballern überraschend der ganz große Coup, Zvonko Penovic als Trainer für die Erste Herrenmannschaft zu gewinnen. Mit dem Engagement des Trainers mit solch einem Renommee wollte man den vielen jungen Talenten – 1999 war beispielsweise die C-Jugend deutscher Vizemeister geworden, und es gab zahlreiche Ausnahmetalente – eine Perspektive geben. Und Zvonko war sich nicht zu fein, einen Landesligisten zu übernehmen.
Er sollte sehr lange Zeit der Trainer der HTV-Herren 1 bleiben. Gleich im ersten Jahr schaffte er mit seiner nicht übermäßig begabten, dafür aber unheimlich motivierten, couragierten und durch ihn als Trainer optimal eingestellten Mannschaft den viele Jahre erhofften Wiederaufstieg in die Oberliga. Unvergessen dabei das vorletzte Saisonspiel gegen den an sich weit überlegenen Tabellenführer aus Weinheim, bei dem sich Zvonko als Spielertrainer für kurze Zeit sogar selbst einwechselte, mehrere Dreier in Folge traf und in der Defence vorbildlich hart die Gegner bearbeitete. Das Spiel wurde gewonnen und der Aufstieg war besiegelt. 2007 gelang unter Coach Penovic sogar der Aufstieg in die Regionalliga, ein Erfolg, der mit ihm als Trainer im Jahr 2012 wiederholt werden konnte.
Sein Tätigkeitsbereich umfasste neben den Ersten Herren aber auch die interne Schulung der Trainerinnen und Trainer, die Konzeptionsentwicklung innerhalb der Basketballabteilung sowie die Schiedsrichtertätigkeit.
Zvonko wurde zur großen Freude der HTV-Basketballer „sesshaft“. Dabei prägte er durch sein vorbildliches Engagement, durch seine große Integrität gegenüber dem Verein, durch seine menschliche Führungsstärke und durch seine riesige Kompetenz Generationen junger Spieler.
Zudem spielte Zvonko zweimal mit den Alten Herren um Deutsche Meisterschaften mit, 2002 auf dem Finalturnier der Ü40 in Leverkusen und 2007 auf dem Finalturnier der Ü45 in Bochum. Auf beiden Turnieren wurde der HTV jeweils Fünfter (von 12 bzw. 16).
Zvonko war seit 2001 durch seine Festanstellung bei der SAP in Walldorf längst nicht mehr auf sein Trainergehalt angewiesen. Doch er blieb dem HTV als Herrentrainer bis 2016 treu. Dabei war er inzwischen nicht nur im sportlichen Bereich eine DER Stützen in der Abteilung. Auch im geselligen Bereich – auf Abteilungs- und Sportfesten, nach den Spieltagen beim traditionellen Beisammensein bei Wind und Wetter an der Shell-Tankstelle, als „Baby- und Kindersitter“ für den Nachwuchs verschiedener Spielerinnen und Spieler während der Spieltage, als Reise- und Wegbegleiter oder einfach „nur“ als guter und verlässlicher Freund und Ratgeber in vielen Lebenslagen.
„Penno“ war interessiert am Leben seiner Spieler, er war sozial und politisch, diskutierte für sein Leben gerne und war dabei überaus humorvoll. Gut in Erinnerung ist heute noch vielen ehemaligen Spielern, als er mit nur einem Fehler im Einbürgerungstest deutscher Staatsbürger wurde, was ihm „als guter Deutscher“ (O-Ton) eine Kiste Bier für das Team wert war. „Jetzt will ich nur noch Bundeskanzler werden“, so Zvonko damals grinsend.
Auch seine Freizeitaktivitäten unternahm er gerne mit seinen HTVlern. So fuhr er mit den Alten Herren immer wieder gerne auf die legendären Schwarzwald-Wochenenden. Mit einigen verabredete er sich auch für Motorrad-Ausflüge, es gab gemeinsame Ski-Urlaube, und er unternahm mit anderen Segel- und Jetski-Touren an der Adria. Auch nach seinem Rücktritt als Herrentrainer blieb er dem HTV treu.
Zvonko verstarb nach langer und sehr tapfer ertragener Krankheit. Bis zuletzt stand er mit vielen seiner Ehemaligen – bedingt durch die Pandemie – zumindest telefonisch und per WhatsApp in Kontakt. Er freute sich über Nachrichten, inzwischen aus aller Welt, am meisten über Fotos vom Nachwuchs seiner Ehemaligen. Seinen trockenen Humor und seine Menschlichkeit besaß er bis zuletzt.
Neben seiner Partnerin Steffi Gall kümmerten sich vor allem seine beiden ehemaligen Spieler der Herren 1, Gregor Reiter und Peter Becker (beides Ärzte) und seine ehemalige Spielerin und langjährige Freundin und Vertraute Dagmar Brozio vorbildlich um „ihren Zvonko“. Bis zu Zvonkos letzter Minute wechselten sie sich an seinem Krankenbett ab und waren immer für ihn da.
Die HTV-Basketballer verneigen sich in großer Dankbarkeit und voller Zuneigung demütig vor einem sportlich wie menschlich ganz Großen.
Danke für alles, lieber Zvonko!