Beginnen wir mit einem kleinen Europa-Quiz: In welchem europäischen Land befindet man sich, wenn man auf bestes italienisches Eis, ein quasi komplett ausgebautes Radwegesystem, völlig entspanntes Gastropersonal und einen „Croque Madame“ als kleine Zwischenmahlzeit trifft? Genau. In Belgien.

Und ganz genau in Heusden-Zolder, einem Städtchen, das – sollte man nicht gerade auf Autosport oder Bahnradfahren stehen – nicht unbedingt besucht haben muss. Doch dort im nagelneuen „Velodrom“, einer 2500 Zuschauer fassenden Riesen-Sporthalle, fand in der letzten Augustwoche mit rund 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Senioren-Europameisterschaft im Badminton statt.

Unsere „Senioren“, Bruni Völmeke (76) und Kay Schulte-Wieking (53), hatten ja erfolgreich an der Deutschen Meisterschaft in Mülheim an der Ruhr teilgenommen – und Bruni gar dreimal Edelmetall geholt. Damit qualifizierte sie sich direkt zur Teilnahme an allen Disziplinen bei der EM. Kay musste ein bisschen warten und hoffen, konnte dann aber in seinen beiden Disziplinen, Doppel und Mixed, als Nachrücker ein Ticket für die EM lösen.

Umso beachtlicher war sein Ergebnis, zumal er mit einer neuen Partnerin, Edeltraud Vonmetz von der SG Post/Süd Regensburg, antrat. Die beiden konnten im Mixed gleich zwei Siege einfahren und bis zur dritten Runde bei immerhin 76 Paarungen vordringen, also bis kurz vors Achtelfinale. Chapeau! Weiter so, Kay!

Große Hoffnungen, keine Enttäuschungen

In Brunis Altersklasse der über 75-Jährigen starteten logischerweise weniger Teilnehmer. Im Einzel traten lediglich zwölf weitere Damen mit Bruni an. Dafür bekam sie es sowohl im Mixed als auch im Einzel gleich zu Anfang mit den späteren Europameistern zu tun. Entsprechend zufrieden waren wir, dass es Bruni dennoch gelang, ihrer Einzelgegnerin einen Satz abzunehmen. Auch weil wir das Einzel als Brunis schwächste Disziplin eingeschätzt hatten.

Im Doppel, immerhin als aktuelle deutsche Meisterinnen, hatten sich Bruni und ihre Partnerin Helga die größten Chancen ausgerechnet. Aber auch hier standen bereits in Runde 1 die englischen Weltmeisterinnen von 2023 im Weg und konnten in einem tollen, umkämpften Spiel mit ihrer Routine den ganz großen Coup von Bruni (erst einmal) verhindern.

Bruni, da es auf europäischer Ebene auch ein Feld der über 80-Jährigen gibt, denk in deiner aktuellen Form also bloß nicht ans Aufhören! Du warst spitze!

Beindruckt und begeistert kehrten wir drei zurück nach Heidelberg, wo Kay in dieser Saison unserer ersten Mannschaft zum Aufstieg verhelfen will und Bruni immer noch aushilft, wenn „Not am Mann“ ist.

Ein rundum gelungenes Turnier

Beeindruckend war in Heusden-Zolder die professionelle Atmosphäre, die Halle, die Organisation, das Catering… Außerdem die große und bunte Zahl der TeilnehmerInnen und BetreuerInnen sowie das qualitativ hochwertige Spiel bis ins hohe Alter – was für ein toller und schneller Sport!

Begeisternd war die Selbstverständlichkeit, mit der Bruni und Kay – beide zum ersten Mal auf internationaler Bühne sportlich unterwegs – ihre Spiele ablieferten. Und dann spielte noch das Wetter mit. Bei wunderbarem Sonnenschein bekamen alle auch die Gelegenheit, sich vor der Halle im Grünen über Sieg und Niederlage, Gott und die Welt auszutauschen. Besonders begeisternd war aber die Freundlichkeit und Offenheit, mit der fast alle Athleten miteinander umgingen. Wir haben uns, ohne besonders gut Englisch sprechen zu können, sehr herzlich unterhalten – mit Norwegern, Polen, Franzosen, Schweizern, Belgiern, Dänen und sogar den vielleicht etwas steiferen Engländern. Wir durften für eine Woche die große Familie des Badminton-Sports kennenlernen. Das war definitiv eine Reise wert. Richtig cool! In zwei Jahren gerne wieder!