Am Sonntag, gegen 12.30 Uhr streichelte Edel-Fan Sena zufrieden seinen Leitungswasserbauch und verkündete: “Das wird reichen, Glückwunsch!”. Damit sprach er aus, was auch allen anderen so langsam klar wurde – unsere Damen steigen auf! Und das als ungeschlagener Meister nach einer perfekten Saison.
Aber von vorne: Es war alles angerichtet. Die beiden ungeschlagenen Spitzenreiter der 1. Bezirkslasse – KSV Steinklingen und der HTV – trafen am letzten Spieltag direkt aufeinander. Früher mal ein klares “Gewinner-steigt-auf-Ding”, heute, dank des neuen Schweizer Systems, schon kniffliger. Allerdings zu Gunsten unserer Damen. Denn letztlich zählt seit diesem Jahr zuvorderst die Matchbilanz und die besagte, dass unser Team auch mit einer knappen 4:5-Niederlage die Meisterfeier ausrichten kann. Spannung pur also auf der heimischen Anlage.
Captain Anne stellte wie folgt für die Einzel auf: Jasmin – Anne – Julia – Caro – Kathrin – Franzi. Los ging es wie immer mit den Paarungen 2-4-6. Anne erwischte auf dem Centercourt einen Sahnetag und ließ gegen eine starke Gegnerin von Beginn an nichts zu. Gegen Ende des Spiels zog es die baltische Grundlinienspielerin sogar des Öfteren ans Netz, wo sie Volley um Volley “tötete”.
Auf Platz zwei sah man Caro in ungewohnter Rolle: Prügelt sie doch sonst am liebsten wuchtige Vorhände über das Netz, stellte sie am Sonntag gegen eine Defensivspezialistin ihr Spiel weitgehend um und scheuchte die junge Konkurrentin mit gefühlvollen und technisch brillanten Schlägen über jeden Quadratmeter des Platzes. Nichts zu holen für Steinklingen!
Auf Platz 1, im Duell der 6er, brauchte Franzi ein wenig, um ins Spiel zu kommen. Dann lief die Vorhand aber sauber durch und so war auch hier schnell alles klar. Draußen ging schon das Geflüster los: “Eins noch und wir haben’s…”. Stimmte ja auch. 3:0 nach der ersten Runde bedeutete, dass noch ein Matchpunkt aus drei Einzeln und drei Doppeln geholt werden musste. Zu einfach für die Präsidentin: Julia erhöhte das Minimalziel kurzerhand auf die ungeschlagene Meisterschaft. Naja, 2 aus 6 klang immer noch machbar. Man darf aber nicht vergessen, dass da kein Karnevalsverein auf der anderen Netzseite spielte: Schließlich war auch Steinklingen bislang unbesiegt und die LKs sprachen in der zweiten Einzelrunde eher für den Gast von der Bergstraße.
Aber nicht mit Jasmin: Eine LK 7 stört unsere Nr. 1 nur wenig und so konnte man auf dem Centercourt Tennis auf höchsten Niveau bestaunen, lange Ralleys, eine druckvoll spielende Gegnerin, Jasmin wie so oft 2-3 Meter hinter Grundlinie, kein Ball wird aufgegeben, einfach wow! Jasmin holte das Ding schließlich mit 7:5, 7:5 und Sena konnte den Bauch streicheln – DA IST DAS DING! Vier Matchpunkte erreicht, Meister. Aber weiter, immer weiter. Die Präsidentin wollte ungeschlagen bleiben, dann sollte das auch so sein. Nur musste sie dafür schon selbst sorgen: Anfangs mit Schwierigkeiten gegen die sicher agierende Gegnerin, fuchste Julia sich nach dem verlorenen 1. Satz rein und siegte schließlich dank ihrer profesoralen Ruhe und Geduld verdient im Match-Tiebreak.
Auf Platz 1 führte derweil Kathrin ein interessantes humanbiologisches Experiment durch, musste aber letztlich die Nullhypothese verwerfen: “Tennis geht ohne Supraspinatussehne genauso gut”. Dem ist leider eindeutig nicht so und obwohl man zwischendurch kurz an eine wissenschaftliche und sportliche Sensation glauben wollte, scheint die verfügbare Option, den Ball auch oberhalb der Schulter schlagen zu können, einen signifikanten Einfluss auf die Punkteausbeute beim Tennis zu haben. Schade Kathrin, aber danke, dass du deine Gesundheit dem sportlichen Erfolg der Mannschaft untergeordnet hast.
So, nun war es amtlich: Der HTV ist ungeschlagen Meister und steigt in die 2. Bezirksliga auf. Glückwunsch an das ganze Team. Bleibt zu sagen, dass die Doppel nun eher freundschaftlichen Charakter hatten und hier nicht weiter beschrieben werden. Steinklingen konnte noch eines gewinnen und erwies sich einmal mehr als sehr sympathischer und fairer Gegner. Gruß an die Bergstraße: das hat Spaß gemacht mit euch.
Anschließend ging es gemeinsam in den HTV-Jugendraum, wo ein weiteres episches Tennisfinale stattfand und live auf Leinwand übertragen wurde. Coach Caro hatte übrigens wie immer recht: Der Joker machte es.