Viel wurde gesprochen und geschrieben über den Saisonhöhepunkt und das vermeintlich vorgezogenen Finale in der Mixed-Runde gegen den VfL MA-Neckarau, vielleicht zu viel. Denn der Gegner war bestens vorbereitet und stellte sich entsprechend auf die HTVler*innen ein und für die Schwarz-rot-grünen auf.
So sollte es ein schwerer Tag werden für die Mixenden vom altehrwürdigen Turnverein, der in diesem Jahr tatsächlich in sein 175. Jahr seit Gründung geht und dem man sein Alter mitnichten ansieht, ebenso wenig wie seinen Protagonisten – dazu aber im Laufe des Berichts mehr.
An 1 und 2 kämpften mit Moritz und Ugurcan die aktuelle und die zukünftige Herren 1 tapfer aber letztlich auf verlorenem Posten gegen die deutlich einstellige LK-Übermacht aus Neckarau. Simon hingegen – bestens frisiert und gekleidet, braungebrannt und lächelnd – konnte auf der Herren 3 fast die Sensation erzwingen und unterlag letztlich erst mit dem denkbar knappsten Ergebnis im Match-Tie-Break.
Die Damen mussten also mal wieder in die Bresche springen und Jasmin an 4 (respektive Damen 1) gingt freudig voran: Auf aller höchstem Jasminniveau bezwang sie ihre ebenso stark aufspielende Gegnerin letztlich knapp aber verdient im 3. Satz. Da war er wieder, der Zipfel Hoffnung an den man sich klammern konnte und der Mut machte für den Rest. Anne ließ sich da nicht lumpen und spielte nach leicht wackligem Beginn gewohnt stark – und wenn man bei Anne von stark schreibt, meint man meist vor allem feste – auf, sodass sie letztlich deutlich und verdient den zweiten Einzelpunkt sichern konnte.
Deja, die quirlige Philosophin aus den Anden, kämpfte nun um das Unentschieden nach den Einzeln und damit um eine offene Ausgangssituation vor den Doppeln: Mit “Licht im Kopf, Mut im Herz und Kraft im Arm” – wie in philosophisch geprägten Turnvereinen aus dem Vormärz üblich – arbeitete sie sich nach dem ersten Satz zurück, sollte am Ende aber doch knapp den Kürzeren ziehen und so mussten nun alle Doppel gewonnen werden.
Beim HTV wurde wie üblich nach Aussehen aufgestellt, sodass Anne & Moritz ein wahrhaft adrettes Einser-Mixed bildeten, wie es wohl nur eine baltisch-fränkische Symbiose, durch Landauer Luft verfeinert kann. Jasmin & Ugurcan funkelten im Zweier wie der Vollmond in der Südpfalz und am Schwarzen Meer und spielten mit der Eleganz der seiboldschen Tennisschule und Dani & Simon sahen im Dreier aus, als würden in Hollywood die Rollen der Grace Kelly und des Prinz Rainier von Monaco durch George Clooney und Julia Roberts besetzt. Der Gegner wählte den langweiligen Weg und versuchte es über den sportlichen Ansatz – auch interessant, aber in puncto Style sicher eine fragwürdige Herangehensweise. Das One-Team sah also blendend aus, strahlte im Glanze der eigenen Schönheit wie der Nordstern über der Bergstraße und gab dem Kampfnamen “die Schönen” alle Ehre. Dumm nur, dass der Gegner seine ohnehin starke Aufstellung nochmal mit einer LK 3 steigerte und so zum Tennis-Biest mutierte. Und so kam es wie es fast kommen musste: Die sportliche Substanz setzte sich letztlich über den schönen Style hinweg und die Tabellenführung obliegt nun einzig, alleine und verdient dem VfL Neckarau.
Die Schönen und das Biest endete somit zwar nicht wie im Märchen, wohl aber wie im Sport üblich: Mit einem gerechten Ergebnis nach fairem Wettstreit. So gehen die Glückwünsche nach Neckarau – die im Übrigen nur wie Biester Tennis spielen, mitnichten so aussehen – und beim HTV richtet sich der Blick schon wieder gen Kleiderschrank und Spiegel: Will man doch am Samstag beim Spitzenspiel der Verfolger zuhause gegen Eppelheim wieder eine bella figura abgeben.