Das zweite Spiel führte das HTV Mixed One Team nach Hirschberg, um gegen die Tabellenführer aus Groß- und Hohensachsen anzutreten. Die angereisten Gäste, bestehend aus einer guten Mischung aus HTV-ESV Spielerinnen und Spielern mehrerer Altersklassen fanden eine der Heimanlage verblüffend ähnlich aussehende logistische Konstellation mit einer gemütlichen Hütte, gut gefüllten Kühlschränken und netten Gastgebern vor. Nach der freundlichen Begrüßung und einer kurzen Wartezeit auf die Bespielbarkeit der Plätze infolge eines selten gewordenen Wolkenbruchs, konnte es losgehen. Die etatmäßige Nummer eins der Damen überließ das Feld den Nachfolgerinnen und so traf Anne auf eine alte Bekannte aus der Winterrunde im Punkt-4-Spiel der gewohnten, obgleich aus der gendergerechten Zeit gefallenen, 2-4-6 Spielreihenfolge. Benny auf 2 fand sich mit einem wilden Jungspund konfrontiert und Julia auf 6 stürzte sich in ihr erstes Spiel als One-Team-Mitglied. Bei Anne war die Sache schnell klar – die Rückhand war mit ihr zusammen um 4 Uhr morgens in Warschau aufgewacht und auch die Vorhand zeigte sich zufriedenstellend. Einzig im ersten Spiel des zweiten Satzes wurde mal wieder zu viel nachgedacht, was aber nach dem strengen „Nimm die Handbremse raus“ von Coach Caro, was übersetzt so viel heißt wie „Hör auf so einen Scheiß zusammenzuspielen“ schnell verflog, so dass ein klarer Sieg verbucht werden konnte. Erster Punkt für das One Team! Bei Julia lief es leider umgekehrt – die Vorhand war irgendwo auf dem Weg zum Platz verloren gegangen und die Gegnerin war erbarmungslos, so dass das gegnerische Team ausgleichen konnte. Benny zeigte derweil ein gewohnt ästhetisch hochwertiges Spiel, welches den Gegner jedoch wenig beeindruckte, was einen 1:2 Rückstand nach der ersten Runde für das One Team bedeutete. Nun sollten Pierre, Simon und Caro für den Ausgleich sorgen. Pierre stellte sich tapfer dem 4 LKs besseren Gegner, konnte jedoch dem Druck der präzise gespielten Bälle nicht standhalten. Anders Simon auf Punkt 3 – nach anfänglicher Verblüffung ob der Spielweise des Gegners, die bei so mancher Zuschauerin Erinnerungen an die 2. Kreisklasse der Damen hervorrief, meisterte der HTV-Schnapswart die Challenge nach dem Prinzip „nicht schön, aber effektiv“, welches dieselben Zuschauerinnen nur zu gut kennen, und holte einen wertvollen Punkt für das One Team. Die Gäste freuten sich bereits, denn der Sieg von Caro war ja so gut wie sicher, richtig? Weit verfehlt, den der Blick auf das Tableau offenbarte Unerwartetes: Caro lag im ersten Satz 0:5 hinten! Da ging doch etwas nicht mit rechten Dingen zu, dachte man sich im HTV-Team und tatsächlich – Schuld war der Probe-Schläger, der gerade noch rechtzeitig in die Tennistasche geschmissen wurde und zack stand Caro im Satz-Tiebreak. Die herbeigeeilten Edelfans Daniel und Frank sahen dann noch ein unfassbar enges Match mit zwei Satz-Tiebreaks und einem Match-Tiebreak, bei dem Caro auf dem Platz und die Doppelfehlerhexe an der Seitenlinie viel Schweiß und Nervenzellen lassen mussten, ehe der Sieg vollbracht wurde. Wahnsinn! So stand es also 3:3 nach den Einzeln. Für den Sieg sollten zwei Doppel geholt werden und Coach Caro stellte nach bestem Wissen und Gewissen Anne mit Simon, sich selbst mit Pierre und Christoph „El Presidente“ mit Julia auf. Da die Verfasserin dieser Zeilen selbst auf den Platz musste, soll der Live-Ticker des HTV-Publicity-Chefs hier den Verlauf der Doppel darlegen:
Ui. Der generische 1er spielt im 3er Doppel, weil sie fürs erste gegen Anne und Simon einen besseren geholt haben 😀 Anne und Caro sind aber sicher, die beiden nötigen Punkte zu holen. Simon und Pierre werden sich schon dran halten.
Simon Anne 15:0. Da sollte nix mehr anbrennen. Klassischer Start-Ziel-Sieg scheint der Matchplan.
Anne kichert glücklich.
Pierres Aufschläge beeindrucken die Gegner. Auch hier also auf Kurs.
Ein ums andere Mal berühren Anne und Simon den Ball, so dass dem gegnerischen Einser kaum Asse gelingen.
Caro stoppt erfolgreich gegen einen 20-jährigen Sprinter. Tennisherz, was willst Du mehr?!
Simon ist der wohlerzogenste von allen: lobt die Gegner und entschuldigt sich bei Anne. Letztere dankt es ihm und dem Publikum mit Traumtennis.
Caros Gegner versuchen sich im Antizipieren, scheitern aber schon am schwierigen Wort.
Caro führt 9:0. Nach drei Stunden Einzel will sie wohl nur noch kurz Einblicke in ihr Vermögen gewähren.
Im 3er 3:4 im ersten Satz. Hier könnte sich entscheiden, ob die Gastgeber*innen ihre erste Saisonniederlage feiern dürfen.
Spielstand im Einser spielt keine Rolle, hier geht es um höhere Ziele. Den schnöden Punkt braucht man ohnehin nicht.
Wichtiger wäre das Break gegen die schwach servierende Dame im 3er zum 4:5. Nötigenfalls würde hier aber auch in drei Sätzen gewonnen. Julia hat sich die Zeit zwischen Einzel und Mixed mit Training versüßt, um nicht zu frieren bei 30 Grad, so dass sie sicher froh wäre, in die Verlängerung gehen zu dürfen.
Der Abteilungsleiter ist informiert, dass er für Wohl und Wehe des Spieltags verantwortlich ist und stellt sich der Challenge.
Nach Einstand bei Aufschlag Christoph passieren ihm zwei Dinge, die mein Anstand verbietet, hier zu dokumentieren. Nur so viel: mit verschlagenen Überkopfbällen und Doppelfehlern wird es schwierig. Er macht es aber natürlich prompt wieder wett und man bleibt on fire.
Derweil erwägen Anne und Simon, das Unmögliche zu versuchen und gleichen im zweiten Satz aus.
Hiermit übergebe ich an Coach Caro und bedanke mich für alles, was ich sehen durfte.
Anne und Simon führen im zweiten Satz 5:3. Simon schlägt auf zum Satzgewinn.
Gegner drehen das Spiel wieder zum 5:6.
Unabhängig vom Ausgang des Ganzen bleibt Annes Aufschlagspiel zum 4:3 im zweiten Satz, das Beste, was ich außerhalb von Roland Garros an Tennis auf dem Belag gesehen habe. Den Schnaps (und den Platz in Simons Flitzer) hat sie sich also mehr als verdient.
Zweiter Satz wird mit einem Tie-Break gewonnen und Champions Tie Break.
Leider im Match Tie Break 7:10 verloren.
Dem Schlusswort von Lars: „Oh schade. War sehr spannend“ ist nichts mehr hinzuzufügen.
AJ